
Wie kann das Thema „Achtsamkeit am Arbeitsplatz“ stärker in den öffentlichen Diskurs gebracht und ein ernsthaftes und umfassendes Verständnis von Achtsamkeit vermittelt werden? Was bringt Achtsamkeit sowohl für den Einzelnen als auch für Unternehmen, Organisationen und Verwaltungen? Und wo wird Achtsamkeit in der Arbeitswelt bereits erfolgreich gelebt?
Mit diesen zentralen Fragen hatten mich Rüdiger Standhardt und Cornelia Löhmer bereits zum zweiten Mal zur Fachtagung „Achtsamkeit am Arbeitsplatz“ nach Frankfurt gelockt. Dort, in der Bildungsakademie des Landessportzentrums Hessen, habe ich bei den beiden bereits 2013/14 meine Ausbildung zur Trainerin „Achtsamkeit am Arbeitsplatz“ absolviert. Und ich freue mich jedes Mal aufs Neue, an diesen Ort zurückzukehren.
Richtig ankommen mit Achtsamkeitspraxis
So waren wir Tagungsteilnehmer von Cornelia Löhmer und den anderen Referenten zwischen und während der Vorträge immer wieder zu kurzen Achtsamkeitsübungen eingeladen. Ich muss sagen: Es hat schon was sehr Mitreißendes und Verbindendes, wenn plötzlich ein ganzer Tagungssaal mit rund 200 Teilnehmern gemeinsam progressiv die Muskeln im Stehen entspannt, tief atmet oder bewusst innehält.
Präsentismus ist enormer Kostentreiber in Unternehmen
Die Beiträge der Referenten waren aus meiner Sicht eine sehr gelungene Mischung! Einen prominenten und wissenschaftlich fundierten Auftakt legte Prof. Dr. Bernhard Badura von der Uni Bielefeld hin. Der Schwerpunkt seines Vortrags lag auf der emotionalen Bindung von Mitarbeitern zu ihrer Arbeit. Denn er weiß: Fehlt diese, wird jede Aufgabe mit der Zeit zur Anstrengung, die uns verschleißt.
Firmen brauchen kurze, knackige Achtsamkeitsübungen
Die nachfolgende Referentin Sabine Friess knüpfte genau an dieser Stelle an – authentisch, sympathisch und sehr praxisorientiert. Nach langjähriger Berufspraxis als Führungskraft und eigenen intensiven Stresserfahrungen, beschloss sie ihr Leben komplett umzukrempeln. Und schlug den Weg der Achtsamkeit mit einer MBSR- und Yoga-Ausbildung ein. Mittlerweile bietet sie erfolgreich auch Achtsamkeitstrainings für Firmen an. Schließlich weiß sie nur zu gut, wie schwierig es für eine Führungskraft ist, die eigenen Mitarbeiter „gesund“ zu führen, wenn sie selbst im Chaos des Alltags drinhängt. Sie ist überzeugt: „Multi-Tasking macht krank!“ und lädt zum bewussten innehalten ein.
Teure Folgen von Un-Achtsamkeit in der Wirtschaft
Der Vortrag von Armin Pollmann nach der Mittagspause rückte ebenfalls einen interessanten Aspekt in den Blickpunkt: Die Vorbehalte von Unternehmen gegen achtsamkeitsbasierte Verfahren, mit denen wir Achtsamkeitstrainer auch immer wieder konfrontiert werden. Sein Rat: Neben weichen Argumenten (klarer Nutzen, wissenschaftliche Untermauerung, individuelle Anpassbarkeit der Trainings auf Unternehmensbedürfnisse…) auch ganz klar auf die Folgen von „Un-Achtsamkeit“ in Unternehmen hinweisen! Angefangen von Messungen zum Job-Stress (hier gibt es z.B. in der Schweiz den sogenannten Job Stress Index), über psychische und physische Gesundheitsbeschwerden der Mitarbeiter bis hin zu Fehlzeiten und Produktivitätsverlusten – das Ausmaß ist enorm. Ganz abgesehen vom mangelnden Mitarbeiter-Engagement und den Folgekosten für Krankheitstage, innere Kündigung usw.
Laut Pollmann belaufen sich die Gesamtkosten in der EU im Zusammenhang mit Stress auf eine Billion jährlich! Er ermunterte uns Trainer deshalb dazu, gemeinsam mit den Unternehmen den ROI – also die Kapitalrendite – für die Ausgaben in Achtsamkeitsprogramme zu errechnen. Zwar sei das natürlich nicht immer ganz einfach, weil viele Angaben geschätzt werden müssten. Aber Armin Pollmann weiß aus eigener Erfahrung: „Ohne Zahlen geht’s in der Business Welt nicht!“
Erfüllte Mitarbeiter als Erfolgsrezept der Zukunft
Dass eine solche Entwicklung keine leichte ist – noch dazu bei einer Bank ;-) – ist klar. Doch Helmut Lind weiß, dass sich all die Mühen lohnen und wünscht sich gleichzeitig noch mehr Unternehmen, die ebenso mutig diesen Weg gehen. Denn ein solcher Prozess bringt auch zufriedenere Mitarbeiter mit sich. Schließlich geht es beim Thema Achtsamkeit auch viel um Selbstliebe – darum, sich selbst in den Fokus zu rücken und dabei die eigenen Talente und Fähigkeiten (wieder) zu entdecken und auch in den täglichen Arbeitsaufgaben zu leben. Das Erfolgsrezept, das Lind uns noch mit auf den Heimweg gibt: „Wir brauchen heutzutage nicht mehr Menschen, die Erfolg haben, sondern mehr Menschen die erfüllt sind.“
Neuer Motivationsschub für meine eigene Tätigkeit
Die Fachtagung wirkt immer noch in mir nach und hat mich sehr motiviert, das Thema Achtsamkeit nicht nur an Privatpersonen (z.B. mit dem AchtSamstag), sondern zukünftig noch verstärkt an Unternehmen weiterzutragen.
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